Gilbert Bécaud: 100.000 Volt
Er war anderthalb Jahre älter als Hans R. Beierlein. Aber das hinderte Gilbert Bécaud nicht daran, seinen deutschen Partner und Musikverleger regelmäßig mit „Mon cher Papa“ zu begrüßen. Im Studio, im Büro und vor seinem Tourneepublikum, wenn Beierlein in der ersten Reihe saß.
Der Weltstar, dessen Stimme stets nach den drei Schachteln Gauloises klang, die er täglich in sich hinein sog, kam als erster französischer Künstler in Beierleins Edition Montana. 1963 hatte ihn der Manager im Pariser Musiktempel „Olympia“ erlebt. Bécaud wurde von einem frenetischen Publikum in einer Art gefeiert, die man später als Beatlemania bezeichnete. Ähnliches passierte Bécaud nicht nur in der Heimat, sondern auch in Übersee. Es war ein amerikanischer Journalist, der ihm während einer US-Tournee 1955 den Beinamen „Monsieur 100.000 Volt“ gab. Beierlein schlug vor, auch die Deutschen an die Starkstromleitung anzuschließen, Bécaud stimmte gern zu.
Gleich die zweite Platte, die deutsche Version von „Nathalie“, wurde ein Riesenerfolg. Bécaud, 1927 als Francois Gilbert Silly geboren, war fortan regelmäßiger Gast in deutschen Fernsehshows und absolvierte umjubelte Deutschlandtourneen.
Gilbert Bécaud starb im Dezember 2001 auf seinem Hausboot auf der Seine, mitten in Paris – wie seit Jahrzehnten prognostiziert: an Lungenkrebs. Noch fünf Monate vorher hatte der Kettenraucher sein allerletztes Konzert gegeben, am 15. Juli 2001 im deutschen Freiburg.

