Artur Brauner: Liebe, Tanz und tausend Erfolge
Er war einer der engagiertesten Film¬produzenten der Nachkriegszeit: Mit Filmen wie „Morituri“, „Der 20. Juli“ oder „Hitlerjunge Salomon“ versuchte Artur Brauner die jüngere deutsche Vergangenheit aufzuarbeiten. Er hatte als Sohn eines polnischen Juden die Nazizeit mit knapper Not überlebt und 1949 in Berlin-Spandau die Firma CCC-Film nebst Studios gegründet.
Die engagierten Filme brachten dem Mann, den Freund und Feind stets „Atze“ nannten, Ehrungen und Anerkennung ein, Geld aber musste er auf leichterem Terrain verdienen – mit publikumsträchtigen Unterhaltungsfilmen.
montana-Chef Hans R. Beierlein, in den Fünfziger Jahren „Deutschlands berühmtester Filmjournalist“ (Spiegel), erinnerte sich: „Damals waren Musikfilme sehr erfolgreich. Brauner ließ Drehbücher verfassen und beauftragte dann erfolgreiche Schlagerproduzenten, ein Dutzend Lieder zu schreiben und in die Handlung einzuflechten. Das war teuer und garantierte keinen Hit, der das Publikum in die Kinos lockte.“ Im Münchener Hotel Königshof, wo Brauner den Verleihern regelmäßig seine neuen Projekte anbot, hatte Beierlein einen genialen Einfall: Er kaufte die Filmrechte an zwanzig aktuellen Hits und verscherbelte sie mit Aufschlag an Brauner weiter. Der ließ die Hits in eine Handlung einbauen und zog mit den aktuellen Lieblingsmelodeien der Nation die Deutschen in die Kinosessel.
Das Konzept entwickelte seltsame Blüten. 1960 hatte Brauner gerade einen Schnulzenfilm fix und fertig, als Vico Torriani mit dem alten Schlager „O sole mio“ einen Riesenerfolg einfuhr. Beierlein: „Es war unmöglich, den Song noch in die Handlung einzubauen. Brauner war es egal. Er ließ Torriani das Lied in einem Café singen und schnitt die Szene vor die Filmhandlung. Und benannte den Film natürlich in ‚O sole mio’ um.“
Mitte der Sechziger Jahre flaute die Musikfilm-Welle ab, Brauner verdiente mit Mabuse- und Westernfilmen Millionen, die er in ehrgeizig-engagierte Projekte und Immobilien steckte.

