Die Schürzenjäger: Volksmusik On The Rocks

Es kamen mehr Menschen, als zum Ostersegen „Urbi et orbi“ des Papstes. 130.000 Fans strömten 1997 zur Walchseebühne bei Kitzbühel, um sich den Segen von sechs schweren Jungs abzuholen: Beim größten Open-air-Konzert Österreichs präsentierten die „Schürzenjäger“ Volksmusik a la Rock’n’Roll.

Es war ein Höhepunkt in der Dauerkarriere der Truppe, die 34 Jahre lang Hallen, Studios und Hitparaden durcheinanderwirbelte. 1973 gründete der 20-jährige Peter Steinlechner mit zwei Freunden die Band „Zillertaler Schürzenjäger“, um mittels Volksmusik-Darbietungen an Schillinge zu kommen. Bald merkten sie, dass flippige Kostüme und rockig aufgepeppte Heimatmelodien dem Publikum besonders gefielen. Als Vorbilder nannten sie die Rolling Stones und entsprechend versuchten sie die ungewöhnliche Gratwanderung zwischen Volksmusik und Rock. Ihre Interpretation des traditionellen „Zillertaler Hochzeitsmarsches“ brachte ihnen den Zorn der Volksmusik-Pfleger und erste Chart-Platzierungen ein.

Volksmusik-Guru Hans R. Beierlein blieb die inzwischen angewachsene Truppe hinter den sieben Bergen nicht verborgen. Am 26. Juni.1991 kam es zum Vertragsabschluss, danach ging die Post ab. Bandboss Peter Steinlechner schwärmte noch Jahre später, nachdem man längst auseinandergegangen war: „Hans Beierlein war für die Schürzenjäger das Entscheidende. Die Dimension, die das angenommen hat, speziell in Deutschland, das war die Leistung von Hans Beierlein. Er ist für mich der phänomenalste Mensch, den ich in meinem Leben getroffen habe.“

1987 hatten sie einen Titel wiederentdeckt, den 17 Jahre zuvor der Bremer Altstar Ronny intoniert hatte: „Sierra Madre del Sur“ war einer der größten Misserfolge Ronnys geworden. Arrangiert von den Schürzenjägern wurde es ein Millionenhit, der die langhaarige und zottelbärtige Truppe zu Superstars machte. Zu ihren Konzerten strömten Opas plus Enkel zu Zigtausenden.

2007 gingen sie mit „Lust auf mehr“ auf ihre letzte Tournee. Aber die Lust auf mehr war ihnen vergangen, sie hatten genug erlebt. Die Schürzenjäger lösten sich auf. Vier Jahre später gab‘s eine Art Wiederauferstehung, allerdings mit neuer Leitung und neuen Musikern – nur die alten Songs, die will das Publikum immer noch hören.