Heino für alle

Fast achtzig Jahr, blondes Haar: Heino ist nicht mehr das fitteste Mitglied der deutscchen Unterhaltungsszene, aber vom Ruhestand will er nichts, aber auch gar nichts wissen. Im Gegenteil – die Mutation von der  Volksmusik-Ikone zum Rocksänger geriet 2013 grandios  – sein Album „Mit freundlichen Grüßen“ war das erfolgreichste seiner Karriere, in der er über 50 Millionen Tonträger unters Volk brachte. Ein Großteil seiner Titel wurde von der Edition Montana vermarktet.

Hans R. Beierlein ist nicht der Entdecker des Barden Heinz Georg Kramm, genannt Heino. Aber er hat den ewig Sonnenbebrillten landfein gemacht für die Medien. „Heino verkaufte in den Sechziger Jahren Hundert¬tausende von jeder Platte“, sagt Beierlein. „Aber in den Zeitungen fand er nicht statt, in Funk und Fernsehen erst recht nicht.“ Die Lieder, die Heinos Produzent Ralf Bendix auswählte, galten als braunes Liedgut. Dabei waren es viel ältere Volkslieder.

Beierlein schaltete die Demoskopie ein: „Wir wollten wissen, wer eigentlich die Fans von Heino sind. Die Wickert-Institute fanden heraus: 62 Prozent aller Arbeiter mögen ihn, 43 Prozent seiner Fans sind in der Gewerkschaft, 87 Prozent wählen SPD. Das haben wir veröffentlicht. Welches Medium sollte sich gegen eine solche Mehrheit stemmen?“ Heino wurde immer öfter zum Coverman, er trat neben anderen Showgrößen im Fernsehen auf, bekam im ZDF sogar eine 14-teilige Show „Sing mit Heino.“

Beierlein: „Heino hat einen nicht zu überhörenden Vorteil. Er kann singen.“ Um den montana Musikverlag mit frischen Liedern und Heino mit neuem Image zu versorgen, schmetterte der Barde nun nicht mehr Altes, sondern auch Neues. „Blau blüht der Enzian“ oder „Die schwarze Barbara“. Beierlein wäre aber nicht Beierlein, hätte er nicht Provokantes auf der Pfanne. „Auf Wunsch des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Filbinger“ hat Heino die deutsche Nationalhymne aufgenommen. Inklusive erster Strophe, was nicht verboten, aber unerwünscht war. Die Aufnahme ruht im Archiv.

Auch bei den privaten Schleudertouren des Sängers griff Beierlein ins Ruder. „Ich war dabei, als er seinen ersten Rausch hatte und ich war dabei, als er Hannelore kennenlernte.“ Ein schwieriger Medienslalom: Der Volkssänger Heino verließ seine bodenständige Gattin Lilo nach 13 Ehejahren, um 1977 eine leibhaftige Prinzessin – mit erheiratetem Titel – zu ehelichen. Inzwischen sind darüber schon runde vierzig Jahre ins Land gegangen, Hannelore hat die Managerrolle privat und beruflich übernommen. „Aber wir sind befreundet und ich stehe ihm jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung.“

Er wird trotz seiner fast achtzig Jahre nicht sorgenvoll ergrauen. 50 Millionen Tonträger – das sind zwei in jeder deutschen Familie. Welche Ziele soll man sich da noch setzen?

Seine Musik-Aufnahmen haben Evergreen-Charakter. Sein Bekanntheitsgrad liegt bei 98 Prozent – selbst die ganz Jungen kennen ihn. Er tut auch was dafür: 2013 veröffentlichte er das Album „Mit freundlichen Grüßen“ mit Coverversionen deutschsprachiger Pop- und Rockhits. Es stieg auf Platz Eins in die Albumcharts ein – Heinos größter Charterfolg im zarten Alter von 75 Jahren.

 

Schwierige Hochzeit 1979 mit Hannelore

Ein Prosit auf den Erfolg: Beierlein mit Heino und Adamo