André Heller: Zu wenig Paradiesvögel

Sieben Weltwunder der Antike sind aktenkundig. Ein achtes aus der Neuzeit definierte der Wiener Actionkünstler André Heller vor einigen Jahren: „Dass ein Mensch sich gleichermaßen um Heino und um mich kümmert, ist ein echtes Weltwunder.“ Die immense Grätsche gelang Medienmanager Hans R. Beierlein und er ist ziemlich stolz darauf, dass aus beiden Arbeitsehen Freundschaften entstanden.

Der Autor (TV-Show „Wünsch dir was“) und Schauspieler André Heller hatte 1968 erste Platten als Chansonier aufgenommen. Damals fragte er bei Beierlein an, ob der seine Scheiben in Deutschland verbreiten könne. Der Manager beschaffte einen Vertrag mit der Plattenfirma Intercord, die Hellers Platten recht ordentlich absetzte. „Seine Chansons waren in intellektuellen und verrückten Kreisen beliebt“, sagte Beierlein. Reinhard Mey, damals noch weitgehend unbekannt, schrieb für Hellers ersten Hit „Cathrine“ den Text, die meisten Titel aber dichtete Heller sich selber. Nachdem er ein Dutzend Goldene Schallplatten empfangen hatte, stieg der Exzentriker überraschend aus dem Musikgeschäft aus. Seine Begründung:

„Ich habe 1967 begonnen, meine Gedichte mittels meiner Stimme über Schallplatte und in Liederabenden Millionen Menschen zugänglich zu machen. Dies war nach dem Beispiel Bob Dylans zunächst sinnvoller als Lyrikbändchen im Selbstverlag oder bei Suhrkamp zu veröffentlichen. 1982, also durchaus im Zenit dieser Karriere, musste ich meine Konzerttätigkeit beenden, weil es mir zur Qual wurde, um 20 Uhr vor einigen tausend Zuhörern begabt zu agieren, nur weil sie Eintritt bezahlt hatten.“

Auch wenn Heller seither keine Platten mehr produziert hat, blieb „eine extrem schöne Freundschaft, mit allem was dazu gehört“ (Beierlein) zum Musikverleger erhalten. Seit den Achtziger Jahren gründete Heller mehrere Zirkusunternehmen (Flic Flac, Roncalli, Afrika! Afrika!), inszenierte Riesenfeuerspektakel, Varietés und Ausstellungen, entwarf gewaltige Skulpturen und Parkanlagen, schrieb Theaterstücke und produzierte einen Film über Hitlers Sekretärin.

„Ein Jammer, dass es so wenige Paradiesvögel a la Heller gibt“, beklagte der Manager eine offensichtliche Mangelerscheinung, unter der das Unterhaltungs- und TV-Gewerbe heftig zu leiden hat.

 

Paradiesvögel: André Heller, Chanson-Star Ingrid Caven, HRB