Amiga: Musik kennt keine Mauer

Zu einer Zeit, als westdeutsche Zeitungen das Kürzel DDR noch in Anführungszeichen setzten, dachte Hans R. Beierlein einen Schritt weiter: Auch im zweiten deutschen Staat wollten Menschen Musik hören, Schlager produzieren, Geld verdienen. Insbesondere Aspekt Nummer drei reizte, sich die östlicheren Erfolgscharts näher anzuschauen.

1947 hatte der Sänger Ernst Busch im Berliner Ostsektor eine Schallplattenfirma mit dem Namen „Amiga“ gegründet. Die wurde 1954 zwangsweise Teil des Staatsunternehmens VEB Deutsche Schallplatten. Beierlein entdeckte 1959 im Rechtekatalog von „Amiga“ ein interessantes Lied „Gitarren klingen leise durch die Nacht“, gesungen von einem jungen Cottbusser namens Günter Geißler.

Der 24-jährige Grieche Jimmy Makulis, von den Medien wegen des perfekten Aussehens und Auftretens „Sinatra des Südens“ genannt, hatte schon ein paar kleine Erfolge in Deutschland. Die Coverversion der klingenden Gitarren brachte ihm den Durchbruch, einen Nr.-1-Hit und Beierlein den dritten Millionenseller im ersten Jahr als Musikverleger.

Der große Erfolg eines DDR-Liedes in der Bundesrepublik war der Auftakt einer engen Zusammenarbeit zwischen dem ostdeutschen Staatsverlag „Lied der Zeit“ und der montana.

Jimmy Makulis hatte später einige Erfolge in Las Vegas.
2007 verstarb er 72-jährig in seiner Heimatstadt Athen.