Post für Elvis

Dichter und Denker konnte man bei der Deutschen Bundespost immer schon ablecken. Musiker mussten hingegen lange tot und/oder klassisch sein, damit ihr Porträt auf Sondermarken gelangte – zum Beispiel Wagner, Mozart, Beethoven. Warum, fragte sich montana-Chef Hans R. Beierlein in den Achtziger Jahren, gibt es keine Sondermarken mit den Köpfen von Rock- und Popidolen? „Die Bundespost hatte eine Regelung, nach der nur verstorbene Persönlichkeiten auf Sondermarken geehrt werden durften“, erfuhr er. „Aber etliche Rockgrößen spielten damals ja schon ihr himmlisches Halleluja auf E-Gitarren.“

Von 1982 bis 1992 war Christian Schwarz-Schilling Bundespostminister im Kabinett Kohl. „Ein unternehmerisch denkender Politiker“, urteilte Beierlein mehrfach. Auch einer, mit dem man bei einem guten Essen ein konstruktives Gespräch haben konnte. Beierleins zwischen Hauptgang und Dessert geäußerte Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Im Februar 1988 brachte die Bundespost vier Sondermarken mit Rock-Idolen heraus:

Buddy Holly (1936-1959) zierte die 50-Pfennig-, Elvis Presley (1935-1977) die 60-Pfennig-Marke. Jim Morrison (1943-1970) konnte man für 70 Pfennig über die Rückseite lecken und John Lennon (1940-1980) für 80 Pfennig. Da es Wohlfahrtsmarken waren, kam überall noch ein 50prozentiger Bonus drauf.

Die vier Marken wurden ein Verkaufsschlager für die deutschen Postämter. Vor allem die damals noch reichlich stationierten US-Soldaten kauften die Marken in großen Mengen.

Verstorbene deutsche Unterhaltungskünstler waren nicht in der Serie. Erst 2003 veröffentlichte die Bundespost eine 55-Cent-Marke mit dem Portrait von Hildegard Knef (1925-2002).