DFB Länderspiele: Fußball für alle
Die zweitliebste Tätigkeit des deutschen Mannsbildes ist Fußballgucken – bei etlichen Exemplaren ist es gar die allerliebste. Und ganz obenan stehen die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft.
Traditionell liefen bis in die 1980er Jahre die Übertragungen abwechselnd bei ARD und ZDF. Das schien gottgegeben. Die neuen Privatsender RTL und SAT1, beide seit 1984 auf Sendung, wurden weder in Mainz noch in der Frankfurter ARD-Zentrale ernsthaft zur Kenntnis genommen.
Das änderte sich schlagartig, als Ende August 1985 die Agenturen verbreiteten: „Der Münchener Medienmanager Hans R. Beierlein hat vom Deutschen Fußball-Bund DFB die TV-Rechte an allen Länder- und Pokalspielen erworben.“
Beierlein und sein Anwalt Axel Meyer-Wölden hatten beim DFB mühsame Überzeugungsarbeit geleistet: „Wir haben Ihnen klar gemacht, dass für die Supershow eines Länderspiels mehr rauszuholen war, als die 2-300.000 Mark, die ARD und ZDF hinblätterten. Unser Angebot lautete: Wir zahlen dem DFB eine pauschale Millionensumme und dürfen im Gegenzug die Übertragungsrechte an jeden übertragen. Die Verhandlungen mit DFB-Boss Hermann Neuberger liefen unter absoluter Geheimhaltung. Deshalb haben viele öffentlich-rechtlichen Sport-Redakteure die Meldung zunächst als Ente verlacht.“
Als ARD und ZDF aus der Schockstarre erwachten, kam es zu einem Meeting zwischen den Fernsehmachern auf der einen und Beierlein plus Meyer-Wölden auf der anderen Seite. Beierlein erinnert sich: „Am WC-Becken wollte ein ARD-Mann mich unter Druck setzen. Aus Wut habe ich die Rechte für das nächste Pokalspiel an SAT1 vergeben. Die ARD hat versucht, aus einem Hubschrauber heraus zu übertragen, der pausenlos über dem Stadion kreiste“. Es folgten Klagen und Gegenklagen. Im Gegensatz zu Beierlein waren ARD und ZDF beispielsweise der Meinung, dass kostenlose Dreiminuten-Berichte über Sport-Ereignisse vom Grundversorgungsauftrag gedeckt seien.
DFB-Schatzmeister Egidius Braun verteidigte den Deal mit Beierlein knallhart: „Es muss uns erlaubt sein, für ein hochkompliziertes Feld wie den Medienbereich einen Vollprofi einzukaufen. Wir wollen keinen Streit mit den TV-Anstalten, wir wollen aber auch keine Fehler machen. Beierlein ist und bleibt der Mann unseres Vertrauens“.
Schließlich kam es mit ZDF-Chef Dieter Stolte und BR-Intendant Reinhold Vöth als Vertreter der ARD zu Verhandlungen. Männer, denen Beierlein jahrzehntelang gegenübersaß, um Showideen und Künstler anzubieten. Nach wochenlangen Talks kam es zu einem Deal zwischen montana und den öffentlich-rechtlichen Sendern. Sie erwarben die Rechte am größten Teil des DFB-Pakets „zu einem fairen, marktgerechten Tarif“ (Beierlein). Auch bei den Rechte-Verhandlungen zum Thema Bundesliga-Übertragungen saß Beierlein auf der DFB-Seite mit am Tisch.
„Kaiser“ Franz Beckenbauer schrieb 15 Jahre später zum 65. Geburtstag des Managers: „Eigentlich müsste die ganze Bundesliga antreten zum Gratulieren. Du hast früh erkannt, dass Fußball ein erheblicher Teil des Unterhaltungsprogramms im Fernsehen ist – und zwar der billigste. Erst als Du für den DFB die Sache in die Hand genommen und mit den Anstalten verhandelt hast, wurde der Fußball anständig honoriert. Dass inzwischen alle Vereine in ihren Etats über einen beachtlichen Betrag aus den Fernsehgeldern verfügen, ist mit Dein Verdienst.“
Nach vier Jahren ließen Beierlein und DFB den Vertrag auslaufen. Andere stiegen in die nunmehr bequem ausgetretenen Schuhe und machten millionenschwere Angebote.

Auf Beierleins Seite: Team-Chef Franz Beckenbauer, DFB-Boss Hermann Neuberger
