Jan und Kjeld: Gold für Gütersloh

Dass man mit Kindern gutes Geld verdienen kann, wusste Hans R. Beierlein nicht erst, seit er die elfjährige Stefanie Hertel 1990 unter Vertrag nahm. Schon 31 Jahre vorher machte er seine ersten einschlägigen Erfahrungen mit zwei pickligen Jungs aus Dänemark. Sie hießen Jan und Kjeld Wennick, waren 13 und 15 Jahre alt und malträtierten kleine, fellbespannte Zupf­instrumente afrikanischer Herkunft – sogenannte „Banjos“. Dazu sangen sie mit pubertären Stimmen, was vielen Menschen so gefiel, dass sie in Dänemark jede Menge Platten verkauften.

Beierlein, der 1959 gerade seinen Musikverlag gegründet hatte und auf der Suche nach neuen Künstlern war, dachte sich: „Jeder dänische Sänger wünscht sich Erfolg in Deutschland. Ich bin nach Kopenhagen gefahren und habe mit den Brüdern und ihrem Vater meinen ersten Vertrag geschlossen.“ Daheim überzeugte er die frischgegründete Bertelsmann-Plattenfirma Ariola in Gütersloh von den Erfolgschancen der Teenies und ließ ihnen von Charly Niessen ein paar passende Songs schreiben. Im Herbst 1959 standen Jan und Kjeld mit „Banjo Boy“ auf Platz Eins der neu eingeführten Hitparade. Die Platte wurde millionenfach verkauft, mit einer „Goldenen Schallplatte“ und dem „Löwen von Radio Luxemburg“ prämiert – mehr konnte man 1959 als Plattenkünstler nicht erreichen. Natürlich brachte Beierlein die Kids mit ihrer Scheibe noch in diversen Spielfilmen unter. Es folgte ein halbes Dutzend artverwandter Platten der dänischen „Banjo Boys“, dann wurde es stiller um die beiden. Heute betreibt Kjeld ein Café in Kopenhagen.

Beierleins Spürnase aber erwies sich als zuverlässig. Im selben Jahr, 1959, enterte er zwei weitere Künstler für seinen neuen Musikverlag. Beide setzten ebenfalls Millionen Tonträger ab: Der Grieche Leo Leandros, später auch als Erzeuger von Vicky Leandros zu Ruhm gekommen, landete Ende der Fünfziger Jahre als Sänger einen Tophit namens „Mustafa“. Und weil es mit diesem Griechen so gut geklappt hatte, versuchte Beierlein es mit dem nächsten namens Jimmy Makulis. Ihm verpasste er den DDR-Hit „Gitarren klingen leise durch die Nacht“.

Drei Millionenseller im ersten Jahr als Musikverleger – das machte Beierlein Spaß in einer Branche, „in die man damals schwerer hineinkam, als in die Freimaurerloge.“