Konrad Adenauer: Lieder machen Politik
Mit Liedern Politik zu machen, das wäre sicherlich ein zu verwegenes Ziel. Aber dass mit eingängigen Melodien und originellen Texten Stimmungen erzeugt und Strömungen verstärkt werden können, bewies Hans R. Beierlein bereits in den frühen Sechziger Jahren.
1962 war Deutschlands erster Bundeskanzler Konrad Adenauer vornehmlich damit beschäftigt, sich im Amt zu halten und seinen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard als potentiellen Nachfolger zu verhindern. Dabei war der Kanzler bereits 86 Jahre alt.
Beierlein beschickte Deutschlands Juke-Boxen damals mit dem witzig-provokanten Titel „Good-bye, alter Häuptling“, interpretiert von einer Frankfurter Äppelwoi-Gruppe namens „Die alten Kameraden“. Das Lied, das den bänglichen Rundfunkmachern viel zu heiß war, gröhlte durch Deutschlands Kneipenlandschaft und half, den Boden für den Kanzlerwechsel zu bereiten. Erst recht, als Beierlein einen zweiten Song nachschob: „Lass doch mal den Dicken ran“. Mit keiner Zeile wurde der wohlbeleibte Wirtschaftsminister erwähnt. Aber wenige Wochen später war Ludwig Erhard Bundeskanzler.

