Branchenblatt „Musikmarkt“

Hans R. Beierlein, der 1959 gerade seinen Musikverlag „Edition Montana“ gegründet und gleich drei Millionenseller gelandet hatte („Banjo-Boy“, „Gitarren klingen leise durch die Nacht“, „Mustafa“) erinnert sich gut an eine Idee, die ihm zeitgleich kam: „Es gab Ende der 1950er Jahre Fachzeitschriften für den Fensterputzerverband und für die Weichenstellergewerkschaft. Die deutsche Musikindustrie, mit einer Milliarde Umsatz kein unbedeutender Wirtschaftszweig, hatte kein eigenes Organ.“

Er überzeugte den Starnberger Verleger Josef Keller von der Idee, eine Musikzeitschrift für die Branche zu machen. Keller hatte drei Jahre zuvor den Auftrag an Land gezogen, das Münchener Telefonbuch herauszugeben, was ihm wirtschaftlich einen langen Atem bescherte. Den brauchte er auch, denn das neue Blatt „Musikmarkt“ tat sich zunächst schwer. Die vier Plattenfirmen, die den Markt beherrschten, boykottierten das Blatt, das auch neuen Unternehmen ein Forum bot. Dem „Musikmarkt“ halfen zwei Faktoren, das erste Jahr gesund zu überstehen: Das Verlagsrückgrat aus dem Telefonbuchgeschäft und das Interesse der Musikbranche.

Schon die erste Ausgabe – mit der französischen Sängerin Dalida auf dem Cover – enthielt eine Neuerung, die wie eine Bombe einschlug: Die „Musikmarkt Hitparade“. Aus Befragungen von Jukeboxaufstellern, Radiosendern, Musikbands, Platten- und Notenverkäufern wurde eine monatliche Bestenliste erstellt. Die erste, vom Juni 1959, führte Freddy Quinn an mit „Die Gitarre und das Meer“. Schon nach einem Jahr wurde der Chart in 23 Ländern als offizielle deutsche Hitparade anerkannt. Gründungschefredakteur Hans R. Beierlein hatte sich da bereits lukrativeren Businessbereichen zugewandt, das Redakteursgehalt langte für den gewünschten Lebenswandel bei weitem nicht.

Seit 1977 bekam der „Musikmarkt“ die Chart-Listen von Karl-Heinz Kögels „media control“ geliefert.  Damals hatte das Zentralorgan des deutschen Musikbusiness bereits vom monatlichen Erscheinungsturnus auf den zweiwöchigen umgestellt. Um die Jahrtausendwende kam auch das webportal musikmarkt.de hinzu. Doch das neue Medium Internet machte dem Fachblatt wie so vielen Printmedien schließlich auch den Garaus. Im Juli 2016 wurde der Stecker für die Zeitschrift und das Internetportal gezogen. Letzter Chefredakteur war Stefan Zarges.

Erste Ausgabe