Playboy: Die Hohe Schule des Interviews

Michael Jürgs hat aufsehenerregende Biografien geschrieben – über Günter Grass und Alois Alzheimer, über Romy Schneider und Eva Hesse, über Axel Springer und Richard Tauber. Eine liegt versprochen aber noch ungeschrieben auf Eis: Die von Hans R. Beierlein. Dabei ist der Vertrag, nicht schriftlich, aber per Handschlag geschlossen, in Gefahr, der Verjährung anheimzufallen.

1972 erschien erstmals der „Playboy“ in deutscher Fassung, mit Klappengirls und den endlos langen Interviews mit prominenten Zeitgenossen. Michael Jürgs, 27-jähriger Feuilleton-Chef der Münchener „Abendzeitung“, hatte ein Gespräch mit Hans R. Beierlein angeboten, der laut Jürgs „Generationen von beamteten Unterhaltungs-Schnarchies über den Tisch gezogen und unter denselben getrunken hat.“

Man traf sich in der Schwabinger Promi-Kneipe „Alter Simpl“, redete zwei Nächte unter Verwendung großer Mengen Alkohols, verstand sich trotz diagonal entgegengesetzter politischer Meinung bestens – und schließlich wechselte das Versprechen über den Tisch: „Michael, du schreibst mal meine Memoiren.“

Als Beierlein das Manuskript, wie beim „Playboy“ üblich, vorgelegt bekam, blieb vom Text nicht viel übrig. Der Interviewte, inzwischen frei von Restalkohol, ließ die härtesten Zitate durch eine Weichspüllauge laufen. Autor Michael Jürgs ärgerte sich – und packte die gestrichenen Zitate in den Vorspann. Der musste laut Usus nicht vorgelegt werden. Nun war es Beierlein, der sich ärgerte – aber zu seinem Versprechen steht er bis heute: Wenn jemals, dann Jürgs…

Der wechselte kurz nach dem Interview zum „Stern“, wurde später dort Chefredakteur und arbeitet seit 1994 als freier Autor.

Die 26 Seiten des legendären Interviews wurden später noch von der „Playboy“-Konkurrenz „Penthouse“ getoppt. Auch der damalige Interviewer machte seinen Weg: Paul Sahner, später Mitglied der „Bunte“-Chefredaktion und laut „taz“ „Gottvater der Intimbeichte“.