Prominentenbörse: Demoskopie in Reinkultur
Es war eine Idee von montana-Chef Hans R. Beierlein, und „Bunte“-Chef Dr. Franz Burda sprang sofort drauf an. Der Senator mit „dem goldenen Näsle“ war 1970 Verleger und Chefredakteur der Illustrierten in Personalunion. Der Vorschlag, die Prominenten der Nation wöchentlich wie Aktien auf- oder abzuwerten, war so recht nach seinem Geschmäck
Bei den Tübinger Wickert-Instituten wurden die repräsentativen Meinungsumfragen in Auftrag gegeben. Anfang Oktober 1970 listete die „Bunte Illustrierte“ auf, wie hoch oder niedrig Deutschlands bekannteste Politiker beim Volk im Kurs stehen. Auf Rang eins landete nicht etwa Bundeskanzler Willy Brandt, sondern sein Verteidigungsminister Helmut Schmidt. Richtig spannend wurde es bei der nächsten Umfrage: Wer konnte Punkte hinzugewinnen, wer verlor – und vor allem: Warum? „Sachkundige Kommentatoren“, schrieb Franz Burda damals, „erläutern Ihnen die Gründe für den jeweiligen Stellenwert der einzelnen Persönlichkeiten.“ Neben den Politikern wurden auch Fernsehstars, Sänger und Sportler abwechselnd in die Beliebtheitsmangel genommen.
Zwei Jahre lang sorgte Beierleins Prominentenbörse in der „Bunten“ für Freud und Wut bei Platzierten und Nichtplatzierten. Dann übernahm für mehrere Jahre das „medien-telegramm“ aus dem montana-Haus die Aufgabe, Promis ihren wahren Stellenwert in den Herzen der Nation zu dokumentieren.
Diese Aktion veranlasste andere Zeitschriften und Zeitungen, ähnliche Umfragen zu entwickeln. Die populäre Demoskopie stand in höchster Blüte.


HBR & „Bunte“-Chef Dr. Franz Burda