Stefanie & Stefan
Volksmusik in der DDR war, wie der Name schon sagt, die Musik des Volkes, nicht der Partei. Ein besonders beliebter Volksmusikant war Eberhard Hertel aus Oelsnitz im Vogtland, erst recht, wenn er mit Töchterchen Stefanie auf die Bühne oder ins Studio kam. Als Sechsjährige schmetterte sie 1985 ihren ersten Jodler im DDR-Fernsehen.
Das kesse Sachsen-Girlie war gerade zehn als die Mauer fiel und die westlichen TV-Macher das einst ferne Land nach Talenten durchkämmten. Stefanies Auftritt in Carolin Reibers „Volkstümlicher Hitparade“ 1990 war ein Paukenschlag – das Publikum tobte und montana-Chef Hans R. Beierlein hätte einen Management-Vertrag auf jeden Bierdeckel gekritzelt: „Ich war sofort davon überzeugt, dass hier ein Volksmusik-Star der nächsten Jahrzehnte auf der Bühne stand.“ Zwei Wochen später war der Vertrag unter Dach und Fach und Papa Hertel stellte sich fortan in den Schatten seiner Tochter.
Im zweiten Anlauf nahm Stefanie 1992 den Siegerpokal des „Grand Prix der Volksmusik“ mit nach Hause. Sie war nunmehr Stammgast in allen TV-Shows, und immer öfter traf sie dort auf den Trompetenpuster Stefan Mross aus dem bayerischen Traunstein, vier Jahre älter als sie. „Meistens waren sie im Studio die einzigen jungen Menschen“, beschreibt Beierlein sachlich die fast zwangsläufig startende Romanze. Welch glücklicher Zufall, dass beide in montana-Diensten standen. Immer häufiger wurden sie zu Duetten zusammengeschweißt, immer häufiger entstanden herzige Fotoserien des Jungpaares, das sich alsbald der beiderseitigen Liebe bezichtigte.
Im Oktober 2001 wurde dank Töchterchen Johanna aus dem Duo ein Trio. Fünf Jahre ließen beide die einschlägige Presse wöchentlich über Hochzeitstermine oder Trennung kakephonieren, ehe sie am 6. September 2006 in Florida „Yes“ sagten. Sechs Jahre dauerte die amtlich abgesegnete Zweisamkeit, 2012 taten beide die Scheidung kund. Bald darauf marschierten beide wieder zum Standesbeamten – allerdings mit jeweils anderen Partnern. Auch die geschäftliche Ehe mit montana endete damals einvernehmlich. Es waren ohnehin die letzten Künstler, für die montana das Management führte. Man hatte sich auf andere geschäftliche Aktivitäten konzentriert.
Am Kiosk war Stefanie viele Jahre präsenter als alle anderen singenden Damen dieses Landes: Über fünfzig Titelfotos pro Jahr zierten ein Plakat in Beierleins Büro – mit Stefanies Porträts als Einheitsmotiv.
Ex-Ehemann Stefan Mross, 1989 von Karl Moik für den „Musikantenstadl“ entdeckt, gewann 1989 den „Grand Prix der Volksmusik“. Seit 2005 moderiert er 14 mal im Jahr die 90-minütige ARD-Show „Immer wieder sonntags“. Max Schautzers Erbstück wirkt seither deutlich verjüngt, die Marktanteile haben einen erheblichen Schwung nach oben getan. Der musikalische sonntägliche Frühschoppen enthält inzwischen einen Talentwettbewerb für kindliche Nachwuchs-Volksmusikler. Die Hoffnung, eine neue Stefanie zu entdecken, blieb bislang unerfüllt.
Stefan Mross tritt inzwischen überwiegend als Sänger in Action, das Trompetespielen ist reduziert. Dabei bewies er aktenkundig, dass er es gut kann. Der belgische Studiotrompeter Alexandre Malempré hatte Stefan bezichtigt, andere blasen zu lassen. Sechs Jahre berieten Gutachter und Richter, dann fielen sich auch Konkurrent Walter Scholz und Mross im November 2005, an Stefans 30. Geburtstag, in einer ARD-Sendung versöhnlich in die Arme und beendeten den Zwist einvernehmlich schluchzend.
Schöne heile Welt.

Stefanie, Stefan mit Managerin Bizzi Nießlein und Kollege Maxi Arland



Das Künstlerpaar mit Manager Beierlein und Ex-GEMA-Chef Prof. Erich Schulze